Geotop Amöneburg

Die Stadt Amöneburg befindet sich auf einem ehemaligen Vulkanschlot. Daneben – auf einem zweiten, etwas kleineren Vulkanschlot – sind die Ruinen der mittelalterlichen Wenigenburg zu finden. Diese beiden Erhebungen überragen die Ebene des Amöneburger Beckens, durch das sich die Ohm schlängelt.

Das Amöneburger Becken

Das Amöneburger Becken ist ein Teil der Hessischen Senke und damit Teil der Mittelmeer-Mjösen-Zone – einer Bruchstruktur, welche den europäischen Kontinent von Süden nach Norden durchquert. Der Oberrheingraben ist ebenfalls Bestandteil dieser überregionalen Struktur. Im Bereich des Amöneburger Beckens dominieren tertiäre Sedimente und Auesedimente wie Schluff, Ton sowie Sand und Quarzit. Die Lockergesteine bilden eine flache Ebene, die durch die Ohm zerteilt wird.

In diesem Gelände ragen die vulkanischen Schlote, auf denen sich die Stadt Amöneburg (365 m NHN*) und daneben die Ruinen der Wenigenburg (285 m NHN*) befinden, markant über die Umgebung heraus.

An der östlichen Auffahrt zur Oberstadt von Amöneburg sind flach liegende Abkühlungssäulen aus Basanit (vulkanisches Gestein, arm an SiO2) aufgeschlossen, die auf den Betrachter zu zeigen. An der etwa 25 m hohen Ostwand ist das besonders eindrucksvoll. Das flache Einfallen (Orientierung der Säulen) ist bei einem Rundgang um die Oberstadt überall festzustellen und als Meilerstellung zu interpretieren. Daraus lässt sich ableiten, dass hier ein ehemaliger vulkanischer Förderschlot vorhanden gewesen sein muss, der sich mit glutflüssigem Magma füllte. Beim ruhigen und ungestörten Abkühlen der Gesteinsschmelze, bildeten sich Säulen senkrecht zur Abkühlungsfläche.

Heute ist das umgebende Gestein, das die Schlote einst umgab und relativ weich war, abgetragen, sodass der zentrale Vulkankomplex wegen seiner Härte als Kuppe aus der Ebene heraus ragt.

Über die ursprüngliche Höhe der Schlote als auch über die Art des Vulkanismus (explosiv vs. ruhiger Lavaausfluss) lässt sich nur spekulieren. Die mächtige Kraft der Erosion (Verwitterung und Umlagerung der Gesteine) hat den oberen Teil der einstigen vulkanischen Förderschlote und mögliche Lavaströme in der Umgebung unwiederbringlich zerstört. An verschiedenen Stellen sind Tuffe (verfestigte Ascheablagerungen) gefunden worden. Dies deutet darauf hin, dass die vulkanische Tätigkeit in Amöneburg zumindest zeitweise explosiv gewesen sein muss.

Vom Gipfel der Kuppe hat man eine phantastische Fernsicht auf die umliegenden Gebiete. Lohnenswert sind auch die Besichtigung der mittelalterlichen Burgruine und der Kirche sowie ein Rundgang durch die verwinkelten Gassen der Altstadt und über den Marktplatz.

Basaltsäulen in Meilerstellung

Die Gesteine (Basanit) repräsentieren Magma, dass die Erdoberfläche nie erreicht hat. Es erkaltete im Förderschlot eines ehemaligen Vulkans, der während des Tertiär vor ca. 18–16 Millionen Jahren vulkanisch aktiv gewesen ist. Die heute noch sichtbaren Säulen, die langsam und ruhig – also ohne Bewegung – abgekühlt sind, zeigen heute eine radialstrahlige Anordnung.

Dies bedeutet, dass ein gemeinsames Zentrum existiert, von dem aus die Säulen strahlenförmig nach außen angeordnet sind. Wegen der Ähnlichkeit zur Orientierung des Holzes in einem Holzkohlemeiler, wird diese Anordnung der Säulen als Meilerstellung bezeichnet. Basaltsäulen kühlen stets senkrecht zur Abkühlungsrichtung ab. Ihre Anordnung als Meilerstellung deutet darauf hin, dass hier ein Schlot war.


Lage, Erreichbarkeit & Begehbarkeit

Das Geotop auf der Ostseite des Berges befindet sich direkt an der Straße K 30, die zur Oberstadt von Amöneburg führt. Am Aufschluss führt der Naturpfad im Naturschutzgebiet „Amöneburg“ entlang. Der Hessenradfernweg 6 führt in der Nähe des Ortes Amöneburg vorbei.

  • GPS N 50°47'43.8'' E 8°55'22.4''
  • UTM 32 U 494566/5627086


Literatur

  • Blanckenhorn, M. (1930a). Geologische Karte von Preußen und benachbarten deutschen Ländern 1:25000, Blatt Amöneburg-Homberg a.d. Ohm [TK 25, Bl. 5219 Amöneburg]; Berlin.

  • Blanckenhorn, M. (1930b). Erläuterungen zur Geologischen Karte von Preußen und benachbarten deutschen Ländern 1:25000, Blatt Amöneburg-Homberg a.d. Ohm [TK 25, Bl. 5219 Amöneburg]; Berlin.

  • Ehrenberg, K.-H. & Hickethier, H. (1985). Die Basaltbasis im Vogelsberg. Schollenbau und Hinweise zur Entwicklung der vulkanischen Abfolge. Geol. Jb. Hessen (113), 97–135.

  • Francis P. & Oppenheimer, C. (2004). Volcanoes. Oxford University Press. New York.

  • Reischmann, T. & Schraft, A. (2009). Der Vogelsberg: Geotope im größten Vulkangebiet Mitteleuropas. Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie. Wiesbaden.

* NHN = Normalhöhenull (Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Frankfurt am Main)