Bilstein

Der 665,5 m hohe Bilstein, gelegen oberhalb von Schotten-Busenborn, ist eine beeindruckende Felsklippe und die höchste Erhebung eines Nord-Süd streichenden Höhenrückens. Das Geotop und Naturdenkmal besteht aus plattig-bankig abgesondertem Gestein, wobei die Platten fast vertikal stehen und eine Neigung von 70 Grad senkrecht zur Längsrichtung der Klippe aufweisen. Basanit mit vielen Olivinknollen ist das Hauptmaterial des Bilstein, der von einer sehr feinkörnigen Grundmasse, die auch Plagioklas und Erz enthält, gebildet wird.

Der Bilstein ist aber nicht nur geologisch interessant, sondern auch ein herrlicher Aussichtspunkt, der den Blick bis zum Taunus, das Rhein-Main-Gebiet und das Gießener Land eröffnet. Einer Vogelsberger Sage nach ist der Bilstein die Heimat einer mystischen Weißen Frau, der sogenannten Else vom Bilstein. Alljährlich wird im Frühling auf dem Bilstein von den ledigen jungen Männern aus Busenborn der einzige schiefe Maibaum Deutschlands aufgestellt.

Mitbringsel aus dem Mantel

Das Gestein ist relativ arm an Kieselsäure (SiO2) und wird als Basanit bezeichnet – eine Untergruppe des Basalts. Zudem sind viele Bruchstücke des oberen Erdmantels enthalten (Peridotitxenolithe). Diese zeigen, dass das Magma mehr oder weniger direkt aus dem oberen Erdmantel an die Oberfläche befördert wurde, ohne in der Erdkruste chemisch verändert worden zu sein. Der Aufstieg des Magmas war dabei relativ schnell, sodass die Bruchstücke mitgerissen wurden. Diese erscheinen oft olivgrün bis braun. Verantwortlich dafür ist unter anderem das Mineral Olivin, welches typisch für den Erdmantel ist.

Die Bruchstücke erlauben einen seltenen Einblick in die chemische und mineralogische Zusammensetzung des oberen Erdmantels, der uns aufgrund des enormen Drucks und der hohen Temperatur bis heute versperrt bleibt. Lediglich diese „Mitbringsel” der Vulkane geben uns Einblicke in die chemischen und physikalischen Eigenschaften des oberen Erdmantels, der hier in Mitteleuropa in einer Tiefe von etwa 30-35 km beginnt.

Platten

Die plattige und langgestreckte Anordnung der Gesteine deutet auf eine ehemalige Spalte hin, aus der das Magma an die Erdoberfläche befördert wurde. Diese Spalte war wahrscheinlich Teil einer großräumigen Bruchstruktur, welche den Aufstieg des Magmas möglich machte. Durch diese von Nord nach Süd verlaufende Bruchstruktur konnte auch anderenorts Magma seinen Weg an die Oberfläche finden. So zum Beispiel am „Gackerstein”, am „Horst” bei Rudingshain oder auf dem Schlossberg von Ulrichstein.

Was wir heute am Bilstein beobachten können, stellt den inneren Teil der ehemaligen Spalte dar. Nur durch die Kraft der Erosion wurden die Gesteine über Jahrmillionen hinweg freigelegt.

Erkaltet basaltische Lava, so verliert sie an Volumen. Hierdurch entstehen Spannungen innerhalb des Gesteins. Diese werden durch das Bilden von Rissen abgebaut, welche hier letztlich zur Entstehung von Platten führte. Die Platten deuten mit ihren Enden jeweils zur ehemaligen Abkühlungsrichtung - hier waren das also die ehemaligen Wände der Spalte, die kälter als das Magma gewesen sind. Von diesen Spaltenwänden aus bildeten sich, durch den Volumenverlust, allmählich Risse (Klüfte).

Die heutige Orientierung und die Struktur des Bilsteins geben also Auskunft über den Verlauf der Spalte.


Lage, Erreichbarkeit & Begehbarkeit

Das beliebte Ausflugsziel ist über die Extratour GipfelTour für Wanderer zu erreichen. Nur ein kurzer Spaziergang ist nötig, um auf dem Europäischen Weitwanderweg E3 (blaues Andreaskreuz) vom Wander-Parkplatz des Naturparks Vulkanregion Vogelsberg an der L3338 (zwischen Breungeshain und Sichenhausen) den Bilstein zu erreichen.

Es werden regelmäßig Führungen am Bilstein angeboten, u.a. zur Sage von der 'Else am Bilstein'.

  • GPS N 50°29'45.0'' E 9°12'10.9''
  • UTM 32 U 54399/5593781

Literatur

  • Ehrenberg, K.-H. & Hickethier, H. (1985). Die Basaltbasis im Vogelsberg. Schollenbau und Hinweise zur Entwicklung der vulkanischen Abfolge. Geol. Jb. Hessen (113), 97–135.
  • Francis P. & Oppenheimer, C. (2004). Volcanoes. Oxford University Press. New York.

  • Reischmann, T. & Schraft, A. (2009). Der Vogelsberg: Geotope im größten Vulkangebiet Mitteleuropas. Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie. Wiesbaden.