Geotop des Jahres 2015: Die „Weickartshainer Schweiz"

Pressemitteilung zum Geotop „Weickartshainer Schweiz“

Infotafel des Erzweges Süd und Geotop des Jahres 2015

Infotafel des Erzweges Süd und Geotop des Jahres 2015 (Quelle: Geopark)

Das Geotop des Jahres der Vogelsbergregion wird jährlich am 3. Sonntag im September ausgerufen, wenn bundesweit der Tag des Geotops stattfindet. 2015 fand dieser in Mücke statt und hatte das Thema „Vom Basalt zum Erz – eine alte Bergbauregion stellt sich vor“. Dazu passend wurde die „Weickartshainer Schweiz“ ausgewählt und im Rahmen einer Exkursion vorgestellt. Nun soll diese Auszeichnung als besonderes Geotop durch ein entsprechendes Schild dauerhaft erkennbar gemacht werden.

Die Bedeutung des Ortes

Aus diesem Anlass haben sich die Veranstalter des Tages des Geotops noch einmal dort zusammengefunden. Dem Kulturring Weickartshain ist es zu verdanken, dass die Weickartshainer Schweiz als einer der wenigen ehemaligen Tagebaue, in seiner Ursprünglichkeit noch heute erhalten ist. Karl-Heinz Hartmann, aktiv in der Arbeitsgruppe Erzwanderwege und im Kulturring Weickartshain, beschreibt die Geschichte der ehemaligen Grube, die leicht auch zur Mülldeponie hätte werden können. Daniel Korb, der Geologe des Geoparks Vulkanregion Vogelsberg, beschreibt die Bedeutung, welche die Geotope besitzen und die sie schützenswert machen: Durch Geotope wird Erdgeschichte im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar, sie sind authentische Zeugen der Entwicklung unserer Erde. Karl Rudi, vom kunst_turm_mücke e.V. und der AG Erzwanderwege, betont, dass die Weickartshainer Schweiz ein Höhepunkt auf den Erzwanderweg Süd darstellt. Für die Gemeinde Mücke und die Stadt Grünberg sind die Erzwege und die ehrenamtlichen Aktivitäten rund ums Eisenerz interessante Bausteine der touristischen Entwicklung.

Wie ist es entstanden?

Was ist nun aber eigentlich konkret in der Weickartshainer Schweiz zu sehen? Kerstin Bär von der Deutschen Vulkanologischen Gesellschaft Sektion Vogelsberg beschreibt es so: In diesem ehemaligen Eisenerztagebau sind an verschiedenen Stellen Relikte der Verwitterung des vulkanischen Basalts zu finden. Allerdings hat diese Verwitterung unter einem anderen Klima stattgefunden, als wir es heute haben. Unter dem warm-feuchten Klima vor Millionen von Jahren verwitterte der Basalt schnell und tiefgründig. Es bildete sich ein krümeliger Basaltzersatz bis in mehrere zehner Meter Tiefe und an der Oberfläche entstanden rote Böden. Gerade dieser fällt an verschiedenen Stellen im ehemaligen Tagebau auf.

Was wurde abgebaut?

Was hier jedoch abgebaut wurde, war Eisenerz, genauer Brauneisenstein oder Basalteisenstein. Durch die geschilderte Form der Verwitterung wurde Eisen aus dem vulkanischen Basaltgestein freigesetzt, mobil und bildete Konkretionen. In Form von Krusten und Bändern schied es sich im zersetzten Basalt ab. So wurde das Eisenerz des Vogelsberges meist  zusammen mit dem Basaltzersatz abgebaut und in einem aufwändigen Prozess gereinigt. Der anfallende Schlamm wurde in der Regel in stillgelegte Tagebaue zurück geleitet, und diese dadurch verfüllt. Ein offener ehemaliger Tagebau wie die Weickartshainer Schweiz ist deshalb eine Seltenheit in der Region und als Geotop von herausragendem Wert – auch wenn es auf den ersten Blick nicht so erscheint.

Pressetext: K.-H. Rudi, 30.01.2016