Naturdenkmal Wildfrauhaus Ulrichstein-Wohnfeld

Ein keltischer Kultplatz aus einem besonderen Baustoff.

Am nördlichen Teil des Naturdenkmals „Wildfrauhaus“ erhebt sich das steilstehende Kluftsystem bis zu acht Meter über den Waldboden empor.

Auf der Schummerungskarte des Bodenviewers des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie ist sehr gut die Lage der drei Felsformationen des Wildfrauhauses zu erkennen. Links oben am Bildrand die Straße K 133 und rechts unten der Taleinschnitt mit Bach, einem Zufluss des Streitbaches.

Das „Wildfrauhaus“ liegt versteckt auf einer bewaldeten Kuppe nahe der Kreisstraße 133, die von Wohnfeld zur Landesstraße 3167 zwischen Götzen und Altenhain führt. Der relativ unbekannte Geotop mit dem auffälligen Namen ist eine Felsformation, an der die germanische Göttin Freya, unsere Frau Holle aus dem Märchen oder einfach die „Wilde Frau“ im Volksglauben verehrt wurde. An anderen Stellen im Vogelsberg begegnen einem ähnliche Geotopnamen wie beispielsweise „Wildes Weibsbild“, „Welle Frau Gestäul“ oder auch „Wildes Haus“.

Von der Anhöhe auf 455 m ü. NN hat man vom Waldrand oder zwischen den alten Buchen hindurch eine weite Sicht ins Gießener Becken und das Ohmtal. Eine gute Beschreibung findet man im Geotope Buch des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie von 2006, das die dreiteilige Felsformation als Naturdenkmal vorschlug. Diesem Wunsch wurde entsprochen: In Zusammenarbeit mit dem Geopark Vulkanregion Vogelsberg wurde es als eines der 22 neuen Naturdenkmale ausgewählt und steht seit dem 01.01.2018 unter Naturdenkmalschutz. Zudem hat das Forstamt Schotten das Gebiet als Kernfläche aus der Bewirtschaftung genommen.

Wer schon Naturdenkmale oder Geotope im Vogelsberg besucht hat, kennt die dunkelgraue, fast schwarze Farbe der Gesteine, an der Oberfläche oft angewittert und daher nur an Bruchstellen gut zu sehen. Hier ist das Aussehen ein ganz anderes: Keine dunklen Säulen, sondern helle Flächen. Es ist tholeiitischer Andesit, ein besonderes Vulkangestein im Vogelsberg, das sich als Schmelze in Magmakammern bildet und dort länger verweilen kann. Die geochemische Veränderung in der Tiefe bewirkt, dass die dunklen Minerale der Schmelze entzogen werden und die Gesteine heller als andere Vulkanite sind.

Geologen nehmen an, dass der Andesit in einer nord-süd gerichteten Spalte durch den umgebenden Basanit eingedrungen und aufgestiegen ist. Und zwar entlang einer tektonischen Bruchlinie, an der die magmatische Schmelzmasse nicht an die Erdoberfläche gekommen ist, sondern unterirdisch erkaltete und später durch Verwitterung freigelegt wurde. Besonders fallen die Klüfte im Gestein auf, die quer zur Anordnung der Klippen liegen und dem Gestein ein plattiges Aussehen geben. Diese Fugen entstehen durch langsame Abkühlung beginnend an den Flanken der Spalten. Die angewitterte Oberfläche hat eine hellbraune Farbe. Der frische Anschlag ist durch den hohen Anteil an Feldspat hellgrau. Das mittelkörnige Gestein setzt sich geochemisch weiter aus Kettensilikaten, Olivinen und Erz zusammen und spricht für eine Herkunft aus dem Erdmantel.

Eine genaue geologische Beschreibung von Andesit, dem Gestein des Jahres 2020, kann man hier nachlesen. Alle bisherigen Porträts der neuen Naturdenkmal-Geotope sind zum Nachlesen auf der Startseite des Vogelsbergkreises gesammelt www.vogelsbergkreis.de.

 

Weiterführende Informationen zu Naturdenkmälern im Vogelsbergkreis finden Sie hier.

 

Quellen:

  • Text, Schild/Collage Naturdenkmal, Verortung der Naturdenkmäler, Tabellarische Auflistung der Naturdenkmäler, Naturdenkmal-Verordnung sowie Übersichtskarte: Untere Naturschutzbehörde, Vogelsbergkreis
  • Photo: Susanne Jost (Untere Naturschutzbehörde)
  • Karte: Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie

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