Vulkanlandschaft und Geotourismus

Geotop-Tagung 2021 in der Vulkanregion.

Wanderführer Bernd Reiß zeigt den Exkursionsteilnehmern den größten Basaltsteinbruch in Mitteleuropa (Quelle: C. Plass)

Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft deutscher Geoparks vor dem Historischen Rathaus in Schotten (Quelle: L. Habekost)

Exkursionsteilnehmer im Herbsteiner Burgkeller - Geotop des Jahres 2011 (Quelle: L. Habekost)

Versuch Numero 3 ist geglückt - endlich wieder vor Ort trafen sich Akteure aus den Geowissenschaften zur diesjährigen GeoTop-Tagung. Nach zweimaligem Verlegen aufgrund der vorherrschenden Corona-Situation lud der Nationale Geopark Vulkanregion Vogelsberg zum 24. Internationalen Treffen in die Mittelgebirgsregion ein. Zwischen dem 7. und 10. Oktober war Schotten Anlaufstelle und Schauplatz zum Thema „Geotourismus - echte Chance oder Hype für eine nachhaltige Regionalentwicklung?“

Geotourismus ist ein wichtiger touristischer Aspekt auf dem nicht nur die Vulkanregion immer weiter aufbauen möchte. Geoparks spielen hier weltweit eine wichtige Rolle. Sie locken mit „geologischem Erbe“ in die Region – was heißt das? (Aktive) Steinbrüche, Felsformationen, Höhlen, Bergwerke, Quellen, Gesteinsaufschlüsse – all das soll die Geschichte der Region erzählen. Warum sieht sie heute so aus, wie hat sie sich über die Zeit entwickelt? Und es geht nicht nur darum den Besucher abzuholen. Auch die Bewohner gilt es mit Geo-Attraktionen zu sensibilisieren und zu zeigen  wie die eigene Region von der Erdgeschichte geprägt wurde.. Wichtig sind Informationszentren, Schautafeln im Gelände, Führungsangebote Vortragsveranstaltungen und die Wertschätzung für die Natur! Warum? Damit sich das Geothema in den Köpfen der Menschen verankert – nicht nur bei den Wissenschaftlern, sondern auch bei der breiten Öffentlichkeit.

Der Nationale Geopark Vulkanregion Vogelsberg zieht mit rund 100 Teilnehmern eine positive Bilanz nach dem Tagungswochenende. Vorexkursionen in das Vogelsberger Hochmoor, zur Geostation Vogelsberggarten und zum Geotop Warte gaben eine erste Einführung in die Vulkanregion.

Für den öffentlichen Abendvortrag am Donnerstag konnte Prof. Dr. Otto Volk – Historiker und Akademischer Oberrat i.R. sowie Wissenschaftlicher Koordinator der Route der Industriekultur - gewonnen werden. Er sprach über Philipp Engel Klipstein und die Anfänge der geologischen Forschung im Vogelsberg im 18. Jahrhundert. Anschließend lud der Geopark zum Kuschel“rock“-Abend vor die Festhalle ein – es warteten Vogelsberger Spezialitäten auf die Besucher, während sie sich über die ersten Erlebnisse austauschen und altbekannte Gesichter begrüßen konnten.

Den nächsten Tag eröffneten Landrat Manfred Görig,  der Stadtverordnetenvorsteher Hans Dieter Herget (Schotten), der Vorsitzende der Fachsektion Geotope und Geoparks Dr. Henning Zellmer sowie die Geschäftsführerin der Vulkanregion Vogelsberg Tourismus GmbH, Petra Schwing-Döring, und begrüßten die Geointeressierten erneut in der Festhalle in Schotten. Moderiert wurden die Vortragsblöcke von Hubert Strauß, im Rahmenprogramm informierten Ausstellungsstände, eine Posterausstellung sowie eine kleine Gesteinskunde im Obergeschoss der Festhalle.

Auftaktvortrag  am Freitag war von Charlotte Redler (Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie)  eine geologische Reise durch den Vogelsberg. Neben regionalen Dimensionen, wie die Vorstellung der Industriekultur Mittelhessen durch Manuel Heinrich (Regionalmanagement Mittelhessen), wurde auf nationaler Ebene der Begriff „Geotourismus“ als Schlüsselbegriff zwischen Geowissenschaften, Regionalentwicklung und Bildungsarbeit durch Christoph Ellger von der GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung intensiver beleuchtet. Die internationale Dimension erzählte von Sauriern der Tiefsee, die Tagungsteilnehmer wurden in die Südschweiz  und in das Vulkanland Steiermark entführt.

Als Abschluss stellte sich der Geopark Ruhrgebiet als  Ausrichter der GeoTop 2022 vor.

Ein Höhepunkt der Tagung waren für viele Teilnehmer wohl die fachlichen Exkursionen in das größte zusammenhängende Vulkangebiet Mitteleuropas. Auf der „Nordwestlichen“ mit dem Thema „Sand, Basalt und Erz – Geowege erschließen (nicht nur) Erdgeschichte!“  (Exkursionsleitung: Christina Plass (Nationaler Geopark), Andreas Rüb (Geo- und Naturparkführer, DVG), Karl Rudi (Kunstturm Mücke, DVG), Bernd Reiß (Wanderführer Homberg/Ohm)) ging es über Ulrichstein durch das Ohmtal nach Homberg/Ohm. Dort erwanderten Teilnehmer  ein Teilstück der Geotour „Felsenmeer“, konnten einen Blick in den größten Basaltsteinbruch Mitteleuropas werfen und lernten das Geotop „Dicke Steine“ kennen. Eine kurze Tour durch die Fachwerkstadt Homberg/Ohm mit Besuch der Geostation Museum im Brauhaus inklusive Keller folgte, bevor man weiter zur Geostation Kunstturm in Mücke fuhr. In der ehemaligen Erzverladestation finden heute regelmäßig Kunstausstellungen regionaler und (inter)nationaler Künstler statt. Eine Kurzwanderung auf dem Erzweg Süd mit Besuch der Grube Deutschland („Weickartshainer Schweiz“) rundete das Programm ab.

Die zweite Exkursion (Exkursionsleitung: Hartmut Greb (Nationaler Geopark), Susanne Jost (Geo- und Naturparkführerin)) führte vom höchsten Gipfel in den Lauterbacher Graben. Hier gab es geotouristisch sehr viel zu sehen – das Geo-Infozentrum auf dem Hausberg Hoherodskopf, die Geotope Hoherodskopfgipfel, die sagenhaften Uhuklippen und der Teufelstisch sowie ein Teilstück des Geopfades im Schwarzbachtal. Unverzichtbar die mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis 2014 ausgezeichnete Teufelsmühle in Hochwaldhausen und den zum Geotop des Jahres 2011 gekürten Burgkeller in Herbstein. Die hessische Wartburg – das Schloss Eisenbach bei Lauterbach – wurde erkundet, anschließend wartete Säulenbasalt im Geotop Steinbruch Hasenköppel bei Lauterbach-Frischborn auf die Exkursionsteilnehmer sowie der Kalkberg bei Lauterbach-Maar – ein Relikt der Industriekultur im Lauterbacher Graben.

Die dritte „geologische“ Exkursion (Exkursionsleitung: Charlotte Redler (HLNUG), Kerstin Bär (DVG, Sektion Vogelsberg)) fand Samstag und Sonntag statt und zeugte von Impressionen aus der „heißen Phase“ des Vogelsbergs – „Lava, Bomben, Asche, Krater“. Besucht wurde verschiedene Steinbrüche in der Region, angefangen mit dem Steinbruch Glauberg. Hier bekamen Teilnehmer  dünnflüssige Lavaströme am Berg der Kelten zu Gesicht. Anschließend folgte der in Europa einzigartige Steinbruch Michelnau mit seinem markanten roten Gestein. Der dritte Steinbruch bei Langd erläuterte Vulkangeschichte in vier Teilen. Etwas komplizierter  wurde es dann im Steinbruch Ober-Widdersheim, den Abschluss machte der Trachyt-Steinbruch am Häuserhof. Dort wurde das Thema „Basaltmassiv“ nochmal hinterfragt.

Geotouristisch gab es in der Vulkanregion Vogelsberg viel zu sehen, viel zu erleben, viel zu verarbeiten. Das Wetter hat den Veranstaltern in Form eines goldenen Oktoberwochenendes perfekt in die Karten gespielt und so konnten Hartmut Greb und Christina Plass zufriedene Tagungs- und Exkursionsteilenhmer von der Geotop-Tagung 2021 verabschieden. Auf Wiedersehen im Deutschen Bergbaumuseum Bochum vom 19. – 22. Mai 2022 im Nationalen Geopark Ruhrgebiet.