Geotop Geiselstein

Der Nordpol des Vogelsbergs! Die Gesteine des 720 m hohen Geiselsteins sind besonders: Sie sind magnetisch. In unmittelbarer Nähe zum Gestein kann eine Kompassnadel abgelenkt werden. Anstelle der sonst üblichen Nordrichtung, zeigt die Nadel zum Gipfel. 

Die Gesteine des Geiselsteins entstanden als flüssiges basaltisches Magma in einem vulkanischen Förderkanal an die Erdoberfläche gelangte. Das Gestein ist arm an Kieselsäure (SiO2), sodass es als Basanit bezeichnet wird – eine Untergruppe des Basaltes.

Bausteine der Gesteine

Wie jedes Gestein, besteht auch Basalt aus verschiedenen Mineralen – quasi den Bausteinen. Minerale unterscheiden sich in ihrer chemischen Zusammensetzung und Struktur von einander. Einige Minerale sind dabei magnetisch (ferrimagnetisch) – so zum Beispiel Magnetit. Magnetit (Eisenerz) besteht fast zu 72% aus Eisen. Bereits wenige Spuren dieses stark magnetischen Minerals bestimmen die magnetischen Eigenschaften der Gesteine. Der Basalt am Geiselstein enthält im Vergleich zu anderen Gesteinen einen höheren Anteil an Magnetit wodurch die magnetischen Eigenschaften begründet sind.

Der Nordpol des Vogelsbergs beruht also auf der mineralogischen Zusammensetzung des Gesteins.

Die Temperatur, bei der Gestein „einfriert”

In flüssigem Gestein schwimmen die Minerale ungeordnet umher, wie kleine Mandelstifte in einem dünnflüssigen Kuchenteig. Besonders die magnetischen Bestandteile (vor allem Magnetit) in der Gesteinsschmelze orientieren sich daher entlang des Erdmagnetfeldes. Kühlt der „Gesteinsbrei” (Lava) weiter ab, wird er immer zähflüssiger und „dicker” (hoch viskos) und die magnetischen Minerale werden in ihrer Position quasi eingefroren – sie richten sich also alle mehr oder weniger in die gleiche Richtung aus. Das Gestein erhält dadurch eine magnetische Polarisation. Ändert sich das Erdmagnetfeld, das heißt, dass sich die magnetischen Pole der Erde verschieben oder gar umkehren - das geschah schon mehrfach innerhalb der Erdgeschichte - bleiben die Minerale im Gestein in ihrer Position erhalten. Damit ist die Richtung des Erdmagnetfeldes zur Zeit der Entstehung des Gesteins festgehalten.

Beim Geiselstein ist der Anteil an Magnetit relativ hoch, sodass eine schwache - doch messbare Magnetisierung vorhanden ist, welche die Kompassnadel ablenkt.


Lage, Erreichbarkeit und Begehbarkeit

Der Geiselstein ist über den mit einem grünen H markierten Höhenrundweg vom Parkplatz Heide an der L 3291 in wenigen Minuten zu erreichen. Ebenso führen der mit einem roten Balken markierte Landgrafenweg und der mit einem blauen + markierte Baronenweg am Geiselstein vorbei. Radfahrer benutzen die Ohmtal-Tour.

Das Geotop befindet sich innerhalb des Naturschutzgebietes. Bitte bleiben Sie auf den gekennzeichneten Wegen!

  • GPS N 50°32'0.7'' E 9°14'34.6''
  • UTM 32 U 517217/5597983

Literatur

  • Ehrenberg, K.-H. & Hickethier, H. (1985). Die Basaltbasis im Vogelsberg. Schollenbau und Hinweise zur Entwicklung der vulkanischen Abfolge. Geol. Jb. Hessen (113), 97–135.
  • Reischmann, T. & Schraft, A. (2009). Der Vogelsberg: Geotope im größten Vulkangebiet Mitteleuropas. Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie. Wiesbaden.